Mein Weg zum Trauerredner

Nah und doch so weit entfernt

Sehr oft verstanden Leute, denen ich erzählte, ich sei Trauredner, den Begriff Trauerredner. Obwohl diese Worte sehr nahe beieinander liegen, liegt die Trauer doch komplett auf der anderen Seite des Emotionsspektrum einer Hochzeit. 

In meinem eigenen Leben war ich privat bis dahin glücklicherweise wenig mit dem Tod konfrontiert wurden. Deshalb hatte absolut keine Vorstellung, was eine gute oder schlechte Trauerrede unterscheidet. Aber ich wusste eines: Dass ich riesengroßen Respekt davor hatte.

Bei einer Hochzeitsrede sind alle gut gelaunt und das macht vieles einfacher. Bei einer Trauerrede hingegen ist es deutlich wichtiger, den richtigen Ton zu treffen. Den Schritt zum Trauerredner wollte ich deswegen nicht einfach ohne Vorbereitung gehen. Und so solllte es eine Weile dauern, bis ich den Mut fasst, diesen Schritt zu gehen.

Hervorragende Ausbildung

Und so entschied ich mich für eine Weiterbildung bei Martin Lieske (https://freieredner-ausbildung.com/) mitsamt einer IHK-Prüfung. Martin ist einer der ersten freien Redner Deutschlands und nicht nur ein super sympathischer  und authentischer Mensch, sondern auch ein hervorragender Ausbilder. Ich merkte schnell große Verbundenheit, denn auch Martins Weg ist von der Suche nach dem Sinn und der Verwirklichung von persönlichen Werten geprägt.

In der Ausbildung lernte ich neben den theoretischen und praktischen Grundlagen vor allem den schönen Begriff der Lebensrede kennen. Dieser Begriff lässt schon erahnen, dass dabei vor allem das Leben der Person im Mittelpunkt steht. Im Gegensatz zu klassischen kirchlichen Trauerfeiern geht es hier nicht um Hoffnung und Trost, denn es gibt Momente im Leben, da ist es unmöglich Hoffnung zu geben. 

Was aber möglich ist, ist die Person gemeinsam aufleben zu lassen und noch einmal ihr Leben zu feiern. Eine Rede ohne Floskeln, dafür voll von persönlichen Erinnerung an die Person. 

 

 

Meine erste Trauerrede

Und wieder fühlte ich mich nicht bereit, als zufällig meine erste Trauerrede bevorstand. Ein unglaublich trauriger Schicksalsschlag führte dazu, dass ich bei einem meiner Brautpaare statt der Hochzeitsrede auf einmal als Trauerredner eine Lebensrede auf die Braut halten sollte. 

Da ich diese tolle Frau noch kennenlernen durfte, war diese Rede meine persönlichste, die ich je gehalten habe. „Worte finden, wo anderen die Worte fehlen“ war ein Motto der Ausbildung und ich begriff schnell, wie sehr diese Worte den Kern trafen. Ich hatte großen Respekt vor den Gesprächen mit den Angehörigen. Aber in mitten all der Trauer fanden wir gemeinsam immer wieder auch schöne Momente und Erinnerungen an diesen tollen Menschen. 

Und so schrieb ich meine erste Trauerrede, die im Kern gar nicht so weit weg ist von dem was ich als Hochzeitsredner bereits getan habe: Menschen in ihrer ganzen Individualität aufleben zu lassen mit meinen Worten. Ich fühlte mich bereit, meine Rede war so persönlich wie es nur geht.

Doch erst als ich bei der Trauerfeier ankam, und ich die Angehörigen und Eltern dort vor der Urne stehen und weinen sah, merkte ich wirklich was es heißt, Trauerredner zu sein. Ich hoffe, dass ich mit meinen Trauerreden Menschen noch einmal so aufleben lassen kann, wie es jeder verdient hat.