Mein Weg zum Trauerredner

„Worte finden, wenn andere verstummen“

David Riemay steht locker an eine Wand gelehnt und guckt in die Ferne

Nah und doch so weit entfernt

Sehr oft verstanden Leute, denen ich erzählte, ich sei Trauredner, den Begriff Trauerredner. Obwohl diese Worte sehr nahe beieinander liegen, liegt die Trauer doch komplett auf der anderen Seite des Emotionsspektrum einer Hochzeit. 

In meinem persönlichen Leben hatte ich bisher glücklicherweise nur selten mit dem Verlust von geliebten Menschen zu kämpfen. Aus diesem Grund hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon, was eine gute von einer weniger gelungenen Trauerrede unterscheidet. Eines war mir jedoch von Anfang an klar: Ich empfand einen tiefen Respekt vor dieser Aufgabe.

In der Welt der Hochzeiten herrscht fröhliche Aufregung und Freude, was die Dinge oft vereinfacht. Bei Trauerfeiern hingegen steht der Fokus auf einem anderen Gefühlsbereich, und es ist von größter Bedeutung, den passenden Ton zu treffen. Ich entschied mich, diesen Weg zum Trauredner sorgfältig vorzubereiten. Es sollte einige Zeit dauern, bis ich den Mut aufbrachte, diesen wichtigen Schritt zu gehen.

Hervorragende Ausbildung

So entschied ich mich für eine Weiterbildung bei Martin Lieske (Link) und absolvierte erfolgreich die dazugehörige IHK-Prüfung. Martin ist nicht nur einer der ersten freien Redner in Deutschland, sondern auch ein äußerst sympathischer und authentischer Mensch sowie ein herausragender Ausbilder. Schnell spürte ich eine enge Verbindung, da auch sein Lebensweg von der Suche nach Sinn und der Verwirklichung persönlicher Werte geprägt ist.

Während meiner Ausbildung erlangte ich nicht nur theoretisches und praktisches Wissen, sondern ich stieß auch auf den wunderbaren Begriff der „Lebensrede“. Dieser Begriff unterstreicht, dass in dieser Art von Rede das Leben der betreffenden Person im Mittelpunkt steht. Im Gegensatz zu traditionellen kirchlichen Trauerfeiern, die Trost und Hoffnung spenden, widmet sich die Lebensrede den Momenten im Leben, in denen Hoffnung schwer zu fassen ist.

Dennoch ermöglicht sie es, die verstorbene Person gemeinsam wieder aufleben zu lassen und ihr Leben erneut zu feiern. Eine Rede, frei von Klischees, dafür aber reich an persönlichen Erinnerungen an die Verstorbene oder den Verstorbenen. Dies ist ein wichtiger Teil meiner Lebensgeschichte als freier Redner, den ich gerne mit Ihnen teilen möchte.

IHK Zertifikat von David Riemay als ausgebildeter Trauerredner
Freier Redner David Riemay guckt nachdenklich ins Weite

Meine erste Trauerrede

Und wieder fühlte ich mich unvorbereitet, als unerwartet meine erste Trauerrede anstand. Ein schreckliches Schicksal hatte dazu geführt, dass ich anstelle einer Hochzeitsrede plötzlich vor der Aufgabe stand, eine Lebensrede für die Braut als Trauerredner zu halten.

Da ich diese bemerkenswerte Frau kennenlernen durfte, wurde diese Rede zur persönlichsten, die ich je gehalten habe. „Worte zu finden, wenn andere verstummen“ war das Motto meiner Ausbildung, und ich erkannte schnell, wie treffend diese Worte waren. Ich empfand großen Respekt in den Gesprächen mit den Angehörigen. Doch mitten in all der Trauer gelang es uns gemeinsam immer wieder, schöne Erinnerungen an diesen wunderbaren Menschen zu entdecken.

So verfasste ich meine erste Trauerrede, die im Wesentlichen nicht so unterschiedlich war von dem, was ich bereits als Hochzeitsredner getan hatte: Die Individualität der Menschen mit meinen Worten zum Leben zu erwecken. Ich fühlte mich vorbereitet, meine Rede war so persönlich, wie sie nur sein konnte.

Doch erst als ich bei der Trauerfeier ankam und die Angehörigen sowie die Eltern vor der Urne stehen und weinen sah, wurde mir wirklich bewusst, was es bedeutet, ein Trauerredner zu sein. Ich hoffe, dass meine Trauerreden dazu beitragen können, die Menschen so aufleben zu lassen, wie es jeder verdient.